Die meisten unter euch werden mir zustimmen, wenn ich sage, dass vom Hochzeitstag einzig die Fotos als Erinnerung bleiben. Naja vom Ehepartner, dem Ehering und einem kleinen Stück Torte mal abgesehen ;)
Warum wollen dann die meisten so wenig wie möglich für Hochzeitsfotografie ausgeben? Das digitale Zeitalter hat es ermöglicht, dass jeder bei der Hochzeit fotografieren kann. Von der Tante bis zum Onkel und unzähligen Freunden greifen alle bestimmt gern für den einen oder anderen Schnappschuss zur Kamera oder zum Smartphone. Das kann in gewissen Fällen bestimmt auch gut gehen und manchen Paaren liegt nicht soviel an Fotos dann passt das bestimmt auch, wenn ein Bekannter die Bilder macht. Für die meisten Paare hat Hochzeitsfotografie aber einen grossen Stellenwert und ist in der Prioritätenliste weit oben. Aber fangen wir von vorne an: Warum wage ich es wildfremden Menschen Ratschläge zu geben wie sie ihren Fotografen suchen sollen. Also es war so:
Mein Werdegang zur Hochzeitsfotografin
Als ich mich nach meiner 3-jährigen Ausbildung zum Meisterfotografen entschloss Hochzeitsfotografin zu werden, nahmen das nicht alle ernst bzw. dachten es wäre eine „Notlösung“. Einfach was fürs Erste, um sich über Wasser zu halten. Der Beruf des Hochzeitsfotografen war verschrien nur für Fotografen zu sein, die es anscheinend in einem anderen Bereich nicht schafften. Das Image des armen Hochzeitsfotografen, der schlecht bezahlt die schlimmsten Arbeitszeiten ausharren musste war in den Köpfen der Menschen eingeprägt.
Das Image hat sich mittlerweile radikal verändert. Von wegen schlecht bezahlt. Es gibt Hochzeitsfotografen, die 5-stellige Beträge für ihre Dienste fordern, die um die ganze Welt jetten und zu Trendsettern geworden sind. Es ist ein aufregender Markt auf dem sich alle möglichen Kreativen tummeln. Von das-schimpfst-du-eine-Website-schlecht über wenigstens-ist-es-nicht-teuer-mittelmässig bis hin zu OMG-das-muss-ich-haben-egal-was-es-kostet-fantastisch. Es hat sich auch in unseren Kreisen herum gesprochen, dass man mit Hochzeitsfotografie Geld machen kann. Vorbei sind die Zeiten des schlechten Rufes, jeder – gefühlte – Zweite mit einer halbwegs guten Kamera und einem willigen Partner entschliesst sich auf einmal Hochzeitsfotograf zu werden. Denn offenbar kommen Hochzeitsfotografen seit ein paar Jahren nur mehr im Paar daher?!? Da werden „ordentliche“ Berufe auf den Nagel gehängt ein schnelles Logo auf Freepik runtergeladen und fertig ist der Business Plan. Let’s make money. Fast. So heisst die Devise. Machen ja alle! Wie schwierig kann das schon sein? Nun ja, dass es so einfach dann doch nicht ist, zeigt wieviele von den Susi & Peter Photography Unternehmen es nach 1-2 Jahren noch am Markt gibt. (falls es Susi & Peter wirklich geben sollte, entschuldige ich mich jetzt schon ganz offiziell.)
Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht Brautpaare auf die richtigen Fragen aufmerksam zu machen, um ihren Hochzeitsfotografen zu finden. Fotografen gibt es wie Sand am Meer und täglich werden es mehr. Es gibt leider zuviele Anbieter, die denken mit Hochzeiten kann man schnell leichtes Geld verdienen. Ich bin der Meinung, dass mit etwas so Einzigartigem wie einem hoch emotionalem Hochzeitstag nicht leichtfertig umzugehen ist. Deshalb habe ich für Brautpaare ein paar wichtige Punkte zusammen gestellt:
Wie suche ich einen Hochzeitsfotografen aus?
Es gibt ein paar Kriterien, die bei der Fotografensuche zu beachten sind. Ich nenne sie die 3 „Ps“
- Persönlichkeit
- Perspektive
- Preis
Die ersten beiden sind spezifisch für jeden Fotografen und nicht austauschbar. Der Preis ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie Marktwert, Bekanntheitsgrad, Erfahrung. Aber kommen wir mal auf die Persönlichkeit zurück. Viele Paare scheinen zu vergessen, dass ein Hochzeitstag wirklich lang dauern kann und sie intensiv mit dem Hochzeits-fotografen zu tun haben werden. Deshalb ist es sehr ratsam einen Fotografen zu wählen, den man wirklich leiden kann. Der einen zum Lachen bringen oder einen aufmuntern kann, wenn man müde ist und nicht mehr über Stock und Stein nur für dieses wirklich allerletze Foto wandern will.
Wenn ihr euch die Fotos eines Fotografen näher ansieht, dann lasst es bitte nicht nur bei den Bildern bleiben. Trefft euch mit ihm/ihr, lernt euch kennen, bespricht alles mögliche, und stellt Fragen, Fragen, Fragen. Im Prinzip ist das nichts anderes als ein Vorstellungsgespräch, ihr müsst herausfinden, ob ihr für den „Job“ auch gut zusammenpasst. Schliesslich vertraut ihr dieser wildfremden Person den schönsten Tag eures Lebens an. Da muss die Chemie einfach stimmen. So entstehen die natürlichsten Fotos und euch macht allen die Arbeit viel mehr Spass.
Fotograf ist nicht gleich Hochzeitsfotograf
Ein Hochzeitsfotograf ladet auf seine Website die besten Fotos hoch. Ist klar, in ein Schaufenster kommt auch nicht die last season rein sondern die aktuellen Bestseller. Ein Hochzeitstag besteht aber nicht nur aus ein paar stylishen Portraits. Nein, ein Hochzeitstag ist ein bisschen Reportagefotografie, ein bisschen Sachaufnahmen und Architekturfotografie und natürlich Mode und Portraitfotografie. Menschenbilder machen den grössten Teil eines Hochzeitstages aus. Freunde und Familie, fröhlich beisammen – im besten Fall alle schön angezogen. All das soll in einer schönen runden Geschichte zusammen gefasst werden. Euer Fotograf sollte in all diesen Bereichen Erfahrung haben und sich auch bei unvorhergesehenen Situationen zu helfen wissen.
Lasst euch von dem Fotografen eurer Wahl eine gesamte Hochzeitsgeschichte zeigen. Nicht nur die Highlights sondern von getting ready bis zur Tafel ALLES. Ihr müsst euch vergewissern, dass euch sein Stil in allen Aspekten gefällt. Und das bringt mich auch schon zum 2. P:
Mit Perspektive meine ich die künstlerische Arbeit bzw. das Handwerk eines Hochzeitsfotografen. Jeder Fotograf sieht ein Bild anders. Was heisst hier Fotograf, jeder Mensch sieht jede Situation anders. Aber bei einem Fotografen, der diese eine Szene festhält und für immer aufbewahrt, ist es wichtig, dass euch seine Herangehensweise auch gefällt. Man kann den Stil anderer Fotografen kopieren aber Tatsache bleibt, dass keine zwei Fotografen ein Sujet gleich sehen. Bei eurer Recherche müsst ihr auch Augenmerk auf solche Details legen. Ein Bild gefällt bald einmal aber berührt es mich auch? Kann ich Emotionen in den Bildern entdecken? Sehen die Brautpaare in den Bildern entspannt und natürlich aus? Fühlen sie sich wohl? Wenn ihr die Mehrheit dieser Fragen für euch beantwortet habt, dann habt ihr wahrscheinlich den richtigen Hochzeitsfotografen gefunden.
Jetzt geht’s ans Eingemachte. Der Preis. Ich vergleiche die Auswahl eines Hochzeitsfotografen gern mit einem Hauskauf. Beides ist nicht in 10 Minuten getan. Bei beiden bekommt man wofür man bezahlt hat und beide Situationen sind stark emotional geprägt. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Hochzeitsfotografie auf der Prioritätenliste ganz oben zu stehen hat, naja logisch werdet ihr sagen, die ist ja selber Hochzeitsfotografin ;) aber Spass bei Seite. Man muss die Arbeit des Fotografen am Hochzeitstag als ein Investment sehen und nicht als teure Extravaganz. Was er für euch schafft sind Erinnerungen. Etwas mit bleibendem Wert.
Mal ehrlich, was bleibt euch von eurem Hochzeitstag über?
Genau: eure Hochzeitsfotos! Ihr habt euch während der Planungsphase tolle Dienstleister ausgesucht, die ihr Bestes tun, um euch glücklich zu machen. Der Florist kommt mit schönem Blumenschmuck, das Kleid wurde massgefertigt, die Torte nach einem alten Rezept der Oma neu interpretiert. All das verdient ordentlich dokumentiert zu werden. Schade wär’s soviel Geld für schöne Dinge auszugeben, um beim Fotografen zu sparen, den Onkel Hans fotografieren zu lassen und dann keine hübschen Detailfotos eben dieser Dinge zu haben. Ich sag’s noch einmal: Vom Tag bleiben nur Erinnerungen und die Fotos. Denn die Limousine war gemietet, die Hochzeitstorte lecker aber aufgegessen, die Band hat eingepackt. Ihr seht worauf ich hinaus will. All eure Erinnerungen von diesem schönen Tag werden in euren Hochzeitsbildern verewigt sein. Das alles hat seinen Preis. Investiert in die Erinnerungen, die jedes Jahr an Wert gewinnen werden.
Wenn man schon einen grossen Teil des Budgets für Fotografie ausgibt dann sollte man auch etwas unvergänglich Schönes in Händen halten. Ein Hochzeitsbuch mit all euren wunderschönen Bildern hält den Tag für Generationen fest. Ein wahres Erbstück, das ihr euren Enkeln zeigen könnt. Grossartige Hochzeitsfotografie wird immer gern angesehen und bleibt nicht versteckt in irgendwelchen Laden liegen und verstaubt einsam. Sie wird gern geteilt und bringt Freude. So soll Hochzeitsfotografie sein. Im Grunde müsst ihr euch nur eine Frage stellen bevor ihr einen Fotografen wählt:
Wie wichtig ist mir Fotografie an meinem Hochzeitstag?
Ich bin seit 2010 als Hochzeitsfotografin im In- und Ausland tätig.