Eine Hochzeit ist meistens keine günstige Angelegenheit. Da ist es natürlich verlockend, an der einen oder anderen Ecke ein paar Hundert oder Tausend Franken zu sparen – etwa bei der Traurednerin. Denn schliesslich kann Onkel Fritz auch ganz passabel vor Leuten sprechen und er schreibt ja auch immer so witzige Geburtstagskarten. Aber Achtung: Es gibt einige Stolperfallen, wenn man bei der eigenen Hochzeit auf professionelle Dienstleister verzichtet.
Das Hochzeitsbudget
Heiraten kostet nicht viel. Ein paar Hundert Franken verlangt das Standesamt je nach Kanton für einen viertelstündigen Termin, und nach einem kurzen Jawort und zwei Unterschriften ist man auch schon Mann und Frau. Aber die meisten Brautpaare wünschen sich nicht nur eine Heirat, sondern eine Hochzeit: eine stimmungsvolle Zeremonie und ein rauschendes Fest mit Freunden und Familie. Schnell summieren sich die Budgetposten, und bei allen Paaren, die nicht kirchlich heiraten möchten, sondern sich das Jawort in einer Freien Trauung geben wollen, ist die Traurednerin ein nicht unwesentlicher Kostenfaktor.
Soviel kostet ein professioneller Trauredner
Professionelle Hochzeitsredner und Traurednerinnen kosten in der Regel zwischen 1500 und 2500 Franken, abhängig von ihrem Angebot, ihrer Erfahrung und ihrer Preisgestaltung. Es kann verlockend sein, sich diesen Betrag zu sparen und stattdessen auf die Dienste von Freunden oder Familienmitgliedern zurückzugreifen. Das kann ganz wunderbar funktionieren, birgt aber auch einige Risiken.
Familie oder Dienstleister engagieren?
Das Engagieren von Bekannten oder Familienmitgliedern anstelle professioneller Dienstleister stellt nicht nur für die Freie Trauung ein gewisses Risiko dar. Oft wird ein Freundschaftspreis vereinbart, dafür verzichtet man grosszügig auf das konkrete Vereinbaren von erwarteten Leistungen. Wenn dann Wünsche und Realität aufeinanderprallen, kann es zu Spannungen kommen – wie sage ich nun Tante Bettina, dass ihre versprochenen Fotos total verwackelt und überbelichtet sind, ohne dass der Familiensegen nachher für alle Zeiten schief hängt? Sowieso ist es praktisch unmöglich, auf eine Hochzeit sowohl als Dienstleister wie auch als Gast eingeladen zu sein, denn entweder, man feiert mit, oder man arbeitet.
Die Freie Trauung als Herzstück
Die Trauung ist vielen Paaren sehr wichtig und bildet das Herzstück eines Hochzeitstages. Mit der Freien Trauung bin ich als Rednerin oft der erste Programmpunkt. Ich heisse die Gäste willkommen, ich versetze sie in Hoch(zeits)-Stimmung und beeinflusse so die Atmosphäre der gesamten anschliessenden Feierlichkeiten. Ich liebe es, auf dem schmalen Grat zwischen Emotion und Lässigkeit zu balancieren – aber das liegt nicht jedem. Das bedeutet, dass eine langweilige, humorlose oder gar peinliche Rede leider ebenso lange nachwirken kann, wie es hoffentlich eine gute Rede tut – und das kann gut und gerne auch ein Leben lang sein.
Aquilino Paparo Photographer
Verantwortung wiegt schwer
Als erfahrene Hochzeitsrednerin bin ich mir dieser Verantwortung übrigens stets bewusst, ich versuche aber, nicht zu fest darüber nachzudenken, sonst könnte ich wohl nachts kein Auge mehr zutun. Leider wurde ich aber schon mehr als einmal sehr kurzfristig angefragt, ob ich noch verfügbar wäre, weil der Trauzeuge drei Wochen vor der Hochzeit trotzdem gemerkt hat, dass ihm seine Aufgabe eine Nummer zu gross ist oder das Brautpaar Vorstellungen hat, die er nicht erfüllen kann.
Reden ist nicht einfach Reden
Ich traue es inhaltlich übrigens den meisten eurer Familien und Freunden durchaus zu, eine persönliche und schöne Zeremonie zu leiten. Aber leider ist der Inhalt nicht alles. Ein Profi macht sich auch Gedanken über die Komposition einer Rede, setzt Höhe- und Ruhepunkte, plant musikalische Beiträge am passenden Ort ein, kennt die besten Tricks für Übergänge oder Einleitungen und kann nicht zuletzt auch spontan auf technische Ausfälle oder lustige Zwischenrufe aus dem Publikum reagieren. Technik ist übrigens auch ein gutes Stichwort: Viele Redner, mich eingeschlossen, besitzen über eine persönliche Soundanlage, damit auch Opa Hans mit dem Hörgerät in der hintersten Reihe alles mitbekommt, und sind mit Verlängerungskabeln, Ersatzbatterien oder Traubenzückerchen für die nervöse Braut ausgestattet.
Deshalb braucht es eine professionelle Traurednerin
Das Einspannen von Schwestern, Vätern, Cousins und Onkeln ist legitim und in vielen Fällen eine gute Möglichkeit, das Hochzeitsbudget zu schonen. Aber wer wirklich auf Nummer sicher gehen will und sich und seinen Liebsten den Stress im Vorfeld ersparen will, der bucht einen Profi.
Herzlich,